· 

Wie finde ich eine gute Hundeschule? (Teil 3)

Macht die Webpage der Hundeschule (Teil 1) einen professionellen Eindruck und überzeugt der Trainer im persönlichen Erstkontakt (Teil 2), kommt nun natürlich der wichtigste Teil des Auswahlverfahrens - die Praxis.

Hält der Trainer in der Praxis, was er in der Theorie verspricht?  

 

Schritt 3: Wie läuft das praktische Training ab?

 

Es macht durchaus Sinn, wenn man noch unsicher sein sollte, bei einer Trainingsstunde zuzuschauen. Denn hier zeigt sich, wie das Training tatsächlich vonstatten geht. Und hier sollte man sich wirklich darauf konzentrieren, genau hinzusehen.

Vielleicht macht es auch Sinn, sich mit Papier und Bleistift zu bewaffnen und einfach mal eine Strichliste zu führen, wie oft in der Stunde der Hund belohnt und wie oft er gestraft wird. Denn im Vorfeld können Trainer natürlich 1000x betonen, dass sie ausschließlich mit positiver Verstärkung arbeiten und ohne zu strafen. Das allein ist schon gar nicht möglich und eine irreführende Falschaussage.

Insofern ist es besonders wichtig herauszufinden, wieviel sie in der Praxis tatsächlich von dem umsetzen, mit dem sie werben.

 

Wie oft wird ein Hund in der Stunde für bestimmtes Verhalten belohnt? Läuft die Zusammenarbeit mit den Hunden tatsächlich über freiwillige Kooperation ab oder werden sie zu bestimmten Verhaltensweisen gezwungen? Werden die Hunde für erwünschtes Verhalten jedes Mal belohnt? Hier müssen natürlich alle Arten von Belohnungen berücksichtigt werden, also auch lobende Worte, Streicheleinheiten, Umweltbelohnungen, Spiel etc.

 

Wie oft wird gestraft? Heißt, wie oft wird der Hund aus erziehungstechnischen Maßnahmen an der Leine geruckt, er über die menschliche Körpersprache eingeschüchtert, wie oft wird er harsch angefahren, im Kasernenton herumkommandiert, wie oft wird er zu Verhalten gezwungen, statt dass er lernt, dieses freiwillig anzubieten? Wie oft wird er in ein Sitz gedrückt oder wie oft wird dem Hund etwas Angenehmes vorenthalten, bis er ein bestimmtes Verhalten ausführt?

Von körperlichen Eingriffen natürlich mal ganz zu Schweigen! Wird der Hund über die Zufügung von Strafreizen „gemaßregelt“? Kommen Wurfgeschosse, Spritzflaschen etc. zum Einsatz? Wird er auf den Rücken gedreht, heruntergedrückt, gezwickt oder ähnliches? Wie oft wird der Hund körperlich oder seelisch eingeschüchtert, gemaßregelt, gehemmt, geängstigt oder unterdrückt?

 

Die Auswertung der Strichliste liefert ganz nüchtern Aufklärung über den tatsächlichen Umgang mit den Hunden. In der Spalte der Strafen sollten sich natürlich nach Möglichkeit keine bzw. sehr wenige Striche befinden. Falls die Strafen überwiegen, sollte die Entscheidung gefallen sein: Hier ist man mit seinem Hund garantiert falsch und alles andere spielt keine Rolle mehr.

Befinden sich nur oder hauptsächlich Striche in der Spalte für Belohnungen, lohnt es sich, weitere Kriterien zu beachten:

 

Teilt der Trainer den Kunden zu Beginn der Stunde das Lernziel der Trainingsstunde mit und fasst kurz zusammen, was sie in der Stunde erwartet?

 

Ist der Trainer vorbereitet? Hat er mglw.  einen Trainingsplan dabei?

 

Hat die Stunde Struktur? Gibt es einen roten Faden? Oder offenbart sich eine gewisse Planlosigkeit des Trainers?

 

Wie ruhig  und entspannt läuft eine Stunde ab? Je lauter und hektischer es während der Stunde zugeht, desto kontraproduktiver ist dies für das Lernverhalten der Hunde und Menschen.

 

Wenn es Spielsequenzen gibt, wie sehen die aus? Moderiert der Trainer das Spiel oder lässt er laufen, gemäß dem Motto, „die regeln das schon unter sich“?

 

Wird der Trainer den Bedürfnissen jedes Teams gerecht? Ist er in der Lage, seinen Plan je nach Bedürfnis der Teams umzustellen?

 

Werden Entspannungsübungen eingebaut? Einer hohen Erregungslage der Hunde (und der Menschen) kann nur über viele  Entspannungssequenzen entgegengewirkt werden. 

Wie geht der Trainer mit unruhigen, aufgedrehten  Hunden um? Auch hier ist natürlich wichtig, dass er einen ruhigen Umgangston pflegt und genügend Entspannung im Training einbaut. Es ist wichtig, dass er die Wohlfühldistanz der einzelnen Hunde erkennt und sich jeder Hund in der Entfernung aufhalten darf, die für ihn angenehm ist und konzentriertes Arbeiten erlaubt.

Es ist auch wichtig, dass diesen Teams das Gefühl übermittelt wird, wertvoller Bestandteil der  Gruppe zu sein, denn der Spaß an der Teilnahme ist für die Motivation weiterzukommen natürlich Voraussetzung.

 

Kann der Trainer verständlich erklären? Ist es in Ordnung, dass der Kunde Verständnisfragen stellt und werden diese geduldig beantwortet? Ist die Lernatmosphäre offen und vertrauensvoll? Erklärt der Trainer die Übungen erst theoretisch und nennt die Gründe für die Vorgehensweise? Macht er zur Veranschaulichung Übungen praktisch vor (entweder im Trockenzustand – ohne Hund – oder mit einem Kunden- oder dem eigenen Hund?)

 

Erkennt der Trainer Stressanzeichen bei Hunden (oder auch bei Menschen)? Lässt er den Hund nach Bedarf dann mal pausieren oder  entscheidet er sogar, dass er bereits genug hat, obwohl die Stunde noch nicht herum ist? Ist er in der Lage, unsicheren Menschen zu helfen und ihnen  Selbstvertrauen zu geben?

 

Vermittelt der Trainer den Kunden die Körpersprachsignale der Hunde? Für den Menschen ist es sehr wichtig, in der Körpersprache der Hunde geschult zu werden, um im Alltag entsprechend auf Stress und gefährliche Situationen adäquat einwirken zu können.

 

Was und wie effektiv wird in einer Stunde gelernt? Handelt es sich mehr um ein Kaffeekränzchen, bei dem die Menschen fröhlich miteinander schwätzen oder lernen die Teams tatsächlich wichtige Übungen kennen, die ihnen im Alltag weiterhelfen?

 

Wie sieht das Zeit-Management des Trainers aus? Schafft er seinen Plan innerhalb der Übungsstunde entspannt umzusetzen?

 

Macht der Trainer einen ruhigen, souveränen Eindruck oder kommt er bei vermeintlichen Störungen schnell aus dem Konzept, wird er hektisch und unfreundlich?

 

Werden Wetterverhältnisse berücksichtigt? Wird den Hunden genügend Wasser zum Trinken und Abkühlen angeboten? Wird eine Stunde auch mal vorzeitig abgebrochen, wenn das Wetter zu extrem ist? Oder wird die Stunde auf Biegen oder Brechen durchgeboxt?

 

Wie verläuft das Ende der Stunde? Wie sind die Hunde drauf? Werden sie in einem möglichst entspannten Zustand zurück zum Auto geführt oder wirken die Hunde gestresst und überdreht? Wird die Stunde beendet, indem die Kunden nochmal Fragen zu dem gerade Gelernten oder anderen Problemen stellen dürfen? Gibt es schriftliches Material, das die Übungen nochmal übersichtlich darstellt? 

 

Wie ist das Verhältnis von Belohnung und Strafe?
Wie ist das Verhältnis von Belohnung und Strafe?

 

Fazit

Wir stellen fest, es gibt in der Tat eine ganze Menge bei der Auswahl der richtigen Hundeschule zu beachten. Natürlich sollte man sich selber auch immer fragen, was man erreichen möchte, was einem wichtig ist, was ein No Go oder ein Nice-to-have wäre.

 

Eines sollte man aber auf jeden Fall immer tun: Auf sein Bauchgefühl hören! Wenn das Bauchgefühl auch nur gelbes Licht signalisiert, sollte man sich eine andere Hundeschule suchen. Manchmal lohnt sich durchaus ein weiterer Anfahrtsweg, weil gute Hundeschulen direkt vor Ort doch immer noch selten sein können.

Man muss unbedingt das Gefühl haben, dass sowohl der Hund als auch der Mensch in dieser Hundeschule gut aufgehoben ist, dass die Chemie und das Preis-Leistungs-Verhältnis stimmt.

 

Rationale Entscheidungshilfen für das richtige Bauchgefühl gibt es ja genug ;)



Modern arbeitende Hundeschulen im Überblick: