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Klare Worte zum Thema "Hunde auf Weihnachtsmärkten"

Es gibt einen Grund, warum ich in der Weihnachtszeit nur selten in der Innenstadt anzutreffen bin. Und das liegt nur sehr bedingt an der katastrophalen Verkehrspolitik der Stadt.

 

Foto: suedkurier.de
Foto: suedkurier.de

Früher bin ich in der Adventszeit gerne durch die Stadt gebummelt. Schaufenster ansehen, shoppen gehen, über den Weihnachtsmarkt schlendern, Freunde treffen und  Glühwein trinken. Romantisch. Weihnachtlich. Traditionell.  Nice. 

 

Heute meide ich die engen Gassen und überfüllten Plätze unserer pittoresken Kleinstadt wie der Teufel das Weihwasser, weil mein Auge auf der Stelle und unweigerlich immer an den gleichen beklagenswerten Gestalten hängenbleibt, meine Laune darauf schlagartig in den Keller rauscht, mir die Lust am Trubel justament vergeht und einer höchst unschönen Wut Platz macht. Selbstverordnete Management-Hilfen wie imaginäre Scheuklappen, Tunnelblick und viel Alkohol funktionieren nur bedingt, meine Augen entwickeln spätestens nach wenigen Minuten einen eigenen Willen – und wenn ich noch so oft mein „Nein, ich schau nicht hin“-Mantra wiederhole.

 

Ich rede natürlich über Hunde. Hunde, die rücksichtslos an viel zu kurzen Leinen hinter ihren Menschen hergezerrt werden, weil Frauchen oder Herrchen von den Auslagen der Schaufenster angezogen wird und dabei völlig zu vergessen scheint, dass sie oder er nicht allein unterwegs ist. Hunde, die von jeder Laterne, jedem Dönerrest, anderen Hunden, von Tauben, Kindern mit Naschereien in der Hand, Kinderwägen, von auf Bänken 

rastenden Menschen oder Menschenbeinen weggerissen werden – eigentlich fast immer, ohne dass der Hund dabei überhaupt beachtet würde: Eine in Fleisch und Blut übergegangene Bewegung, die ebenso gedankenlos abläuft, wie das Verscheuchen einer nervenden Fliege mit der Hand. 

 

Wo ich auch hinblicke, ich sehe überall nur Hunde, denen es im lauten, reizüberfluteten Gedränge nicht gut geht, so dass mir jedes Mal das Herz bricht: Gesenkte Ruten, angelegte Ohren und traurige, gestresste Gesichter. Und der Witz ist, dass all diese Hunde trotzdem ihr Bestes geben und ihren Menschen treu und ergeben durch alle Menschenmassen und Unwegsamkeiten folgen, bemüht, es auszuhalten; die immer wieder und immer unerwidert den Blickkontakt zu ihren Menschen suchen und denen nur ein einziges Lobwort so gut tun würde.

 

Also sorry, not sorry: Die Gedankenlosigkeit und der Egoismus der Leute, die ihren Hund über den Weihnachtsmarkt schleifen und sich einen Scheiß drum scheren, wie es ihm dabei geht, macht mich krank. Sie verletzen ihre Fürsorgepflicht gegenüber einem Schutzbefohlenen und beweisen völlige Empathielosigkeit. Sie machen das aus einem einzigen Grund: Weil sie es können und der Hund keine Wahl hat.

 

Bitte, liebe Menschen mit Hunden in Innenstädten und auf Weihnachtsmärkten: Schaut nicht nur in die Schaufenster und zu tief in die Tasse, schaut auch auf den, den ihr so gerne den „besten Freund“ des Menschen nennt. Behandelt ihn doch bitte auch so!

Hunde haben auf überfüllten Weihnachtsmärkten nichts verloren! Und für die, die jetzt sagen "Aber er kann doch nicht alleine bleiben," noch ein ganz heißer Tipp: Dann trinkt euren Glühwein zu Hause. Ganz einfach.