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Was kostet ein Hund?

Viel! Weniger in der Anschaffung, da zahlt man dann je nach dem, woher der Hund kommt, bis zu 2.800 Euro, manchmal mehr. Nein, das, was richtig teuer ist, ist das, was die wenigsten auf dem Schirm haben: Der Unterhalt. Hier eine kleine Kostenrechnung einer peniblen Hobby-Buchhalterin... :) 

Wer sich mit dem Gedanken trägt einen Hund zuzulegen, der muss sich auch klar darüber sein, welche Kosten auf ihn zukommen, und er sollte sich ehrlich fragen, ob er zum einen gewillt ist, dieses Geld auszugeben, und zum anderen, ob er überhaupt so viel Geld aufbringen kann.

 

Da ich diese Diskussion online schon einige Male verfolgt habe und erstaunt feststellen musste, dass nicht wenige Menschen der Meinung sind, mit ein paar Euros im Monat hinzukommen, möchte ich hier mal meine Kosten der letzten Jahre aufzeigen.

 

Um es vorweg zu nehmen: Nur, weil ich Hundetrainerin bin, heißt das nicht, dass ich meine Hunde in Luxus bade. Ich bin da eher spartanisch unterwegs, ich habe allein gar nicht den Platz für den ganzen Krempel: Mein Hund besitzt 1 Geschirr, 2 Leinen, einen Regenmantel, einen Wintermantel, einen Bademantel, einen kleinen Korb voller Spielzeug, meist von immer der gleichen Firma, weil ich dort das Gefühl habe, dass dieses länger hält und ich nichts so schlimm finde, wie Spielzeug zu kaufen, das noch am gleichen Tag zerfetzt wird.

Ja, ich füttere roh, aber ich gebe morgens hochwertiges Trockenfutter, das natürlich günstiger ist als BARF. Es gibt täglich einen Kauartikel und auf Gassigängen eine Handvoll Leckerlis. Mein Hund ist also nicht wirklich Graf Kox.

 

Höhere Kosten als gefühlt

Und trotzdem sind meine realen Kosten im Monat viel höher als gefühlt.

Da ich eine penible Person bin mit Hang zu pingelig-genauen Excellisten, pflege ich seit vielen Jahren eine buchhalterische Liste, in der ich alle meine Ausgaben aufliste. Ein Posten in dieser Liste sind Kosten rund um den Hund bzw. noch bis letztes Jahr September/Oktober rund um beide Hunde. Und weil ich noch schlimmer bin als man jetzt denken könnte, schreibe ich sogar bei jeder Ausgabe dazu, was ich da eingekauft habe. Deshalb fällt es mir jetzt sehr leicht, die letzten 3 Jahre exemplarisch nachvollziehbar darzustellen und kann dabei sogar guten Gewissens behaupten, dass ich die Kohle ganz ehrlich nicht für Chichi und Schnickischnacki und den neuesten Hype auf dem Markt herausgeschmissen habe.

 

Hier nun eine Zusammenfassung meiner Ausgaben der letzten 3 Jahre im Durchschnitt pro Monat:

 

What??? 

Wow...F...*! Für das Geld hätte ich mir coole Urlaube auf den Fidschi-Inseln und auf Bali leisten können! Nur gut, dass Reiselust dieser Tage als überbewertet gilt...

Doch wofür ging die Kohle eigentlich drauf, wenn ich doch meine Hunde nicht in Gold tunke?

 

Meinen peinlich genau verfassten Notizen kann ich entnehmen, dass das meiste in der Tat für Futter ausgegeben wurde und für Snacks. 2-4 neue Spielis alle paar Monate. Neue Näpfe. Zwei neue Bettchen in drei Jahren. Nichts Überkanditeltes also... Dann die Hundesteuer natürlich, die bei mehreren Hunden exponentiell ansteigt, sowie die Haftpflicht. Eine neue Leckerlitasche, eine neue Leine, weil ich leider die letzte geschrottet habe, Scherenschliffe für die Schermaschine, ein paar Mal der Hundegroomer, eine neue Autoschutzdecke, Zeckenschutzmittel und der ganz besondere Luxus: Für in Summe eine handvoll Tage im Jahr eine Hundepension.

 

Wer soll das bezahlen, wer hat so viel Geld...? :)

In 2019 gingen die Kosten brutal nach oben. Warum? Arztkosten! Zahlreiche Untersuchungen, Physio, eine Milz-OP mit Übernachtung in der Tierklinik, Medis, teures Diätfutter, Impfungen, Blutuntersuchungen, Ultraschall, dann eine Einäscherung, eine Urne und irgendwelche Gebühren.

 

Die Kosten in 2020 beziehen sich auf nur noch einen Hund, und da dieser zum Glück pumperlgsund ist, mussten wir nicht einmal den Tierarzt bemühen. Und so konzentrieren sich die Kosten in 2020 wieder hauptsächlich auf den reinen Lebenserhalt des Hundes. Und trotzdem sind es 140 Euro jeden Monat!

Einer von vielen unvermeidbaren und unterschätzten Kostenpunkten beim Hund: Der Tierarzt!
Einer von vielen unvermeidbaren und unterschätzten Kostenpunkten beim Hund: Der Tierarzt!

Hundeschule nicht eingerechnet

Da ich ja Hundetrainerin bin, sind in meiner Kostenauflistung keine Kosten für Hundetraining enthalten. Mein Weiterbildungsbudget habe einem anderen Topf zugeordnet. D. h. aber, für Ottonormalhundehalter*in kommen diese Kosten noch on top. Und wer Wert darauf legt, den zeitgemäßen Umgang mit Hunden zu lernen, wird Kurse bei ausgebildeten Trainer*innen besuchen wollen, und muss dafür – zu Recht – Geld in die Hand nehmen.

 

Warum erzähle ich das?

Es gibt wirklich viele Gedanken, die man sich machen sollte, bevor man sich einen Hund ins Haus holt:

  • Habe ich genug Zeit? Auch dann noch, wenn Corona vorbei ist?
  • Habe ich genug Platz im Herzen, um den Hund bis zum Lebensende zu begleiten?
  • Oder gebe ich ihn ab, weil Nachwuchs kommt, er zu alt und zu gebrechlich ist oder eine neue Partnerin / ein neuer Partner einzieht, die / der Hunde nicht leiden kann?
  • Sind kleine Kinder im Haushalt, bekomme ich das mit der geteilten Aufmerksamkeit hin?
  • Hole ich den Hund nur den Kindern zuliebe?
  • Will ich ca. 15 (+/-) Jahre Verantwortung übernehmen?
  • Weiß ich, wohin mit dem Hund, wenn ich mal ohne ihn in den Urlaub fahren möchte oder krank werde oder Home Office zu Ende ist?
  • Kann ich meinem Hund die Aufmerksamkeit geben, die er braucht? Sein ganzes Leben lang?
  • Welche Rasse soll es werden?
  • Soll ich einen Welpen vom Züchter holen oder lieber einen Älteren aus dem Tierheim?
  • usw. usf.

All dies sind enorm wichtige Fragen, die sich jeder ehrlich und nüchtern beantworten sollte.

Doch die finanzielle Seite gehört unbedingt dazu. Leider wird diese seltsamerweise sehr oft vernachlässigt, da viele – warum auch immer – davon ausgehen, dass ein Hund nicht viel kostet und finanziell so nebenher läuft, weil das Futter beim Aldi doch so billig ist. Wie ich nun oben aufgezeigt habe, ist das aber eine Milchmädchenrechnung.

 

Auch ich schaue selbstverständlich aufs Geld und bewege mich im Vergleich zu anderen so im mittleren Range bei meinen Ausgaben. Tierarztkosten sind hingegen nicht verhandelbar und können das Budget unerwartet und brutal sprengen! Eine Krankenversicherung abzuschließen (Achtung, regelmäßige Kosten!) ist sicher nicht die schlechteste Idee. Denn den Hund leiden zu lassen, weil man kein Geld hat für die Physio, für regelmäßige Medikamente, Spezialfutter oder für eine OP, ist keine Option!

 

Gerade jetzt vor Weihnachten und noch dazu in der Corona-Zeit sind viele Menschen mehr zu Hause und möchten sich nun einen Hund anschaffen. Voll verständlich! Aber auch umsetzbar?

Überlegt euch bitte genau: Seid ihr bereit, das notwendige Geld für einen Hund aufzubringen? Beantwortet euch diese Frage als erstes, bevor ihr zu all den anderen wichtigen Fragen kommt, die es ebenfalls zu durchdenken gilt, damit später wegen solcher großen Kleinigkeiten, kein böses Erwachen erfolgt, bei dem es dann mindestens einen Leidtragenden gibt: Den Hund!